Leben

„Hier haben wir es perfekt.“

Text von Andreas Frost

Sie gehört zu den großen Hoffnungen des deutschen Kanu-Rennsports: Wiebke Glamm schätzt die Voraussetzungen des Sportclubs Neubrandenburg für ihr Training und auch darüber hinaus fühlt sie sich in Neubrandenburg, umgeben vom schönen Tollensesee, sehr wohl.

Artikel vorlesen lassen

Nachdem Wiebke Glamm ihr Boot ins Wasser gelassen hat, bleiben ihr auf dem schmalen Oberbach 750 Meter, um sich mental auf ein herausforderndes Training vorzubereiten. Es ist die Distanz zwischen dem Vereinsgelände und dem Tollensesee. „Ich genieße die Ruhe auf dem Bach und höre nur die Paddelschläge. Wenn dann der See glatt vor mir liegt, die Morgensonne auf die Bäume am Ufer scheint und die Vögel singen - das ist zusätzliche Motivation für die nächsten zwölf Kilometer.“ Ist der See jedoch rau und der Wind heftig, hat sie genug zu tun, sich im Boot zu halten. „Dann schwappt schon mal das Wasser hinein.“

Die 20-Jährige Kanutin gehört zu den großen Hoffnungen des deutschen Kanu-Rennsports. 2019 wurde sie Junioren K4-Vizeweltmeisterin im Vierer-Kajak Silber auf der 500-Meter-Strecke. 2021 wiederholten Wiebke Glamm und ihre Kameradinnen diesen Erfolg bei der U23-WM. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere hat sie sich dort erarbeitet, wo ihr Zuhause ist: beim Sportclub Neubrandenburg am Tollensesee. Der Olympiastützpunkt bietet „wohl die schönsten Trainingsmöglichkeiten in Deutschland“, findet Wiebke Glamm, „hier haben wir es perfekt“.

Vor dem Training kommt die Arbeit. Ihr Boot lässt die Kanutin im Oberbach zu Wasser und lässt sich von dort auf den Tollensesee treiben. (Bild: Andreas Duerst)

Die Sportlerin ist gleich um die Ecke aufgewachsen. „Als ich in der zweiten Klasse war, hat mein Papa gesagt: Mach' doch mal etwas Sportliches.“ Sie schaute beim SCN vorbei – „und das hat mir hier auf Anhieb gefallen“. Seitdem war fast nur noch auf dem Wasser unterwegs. Bald hamsterte die junge Kanutin Titel um Titel. Allein elfmal wurde sie Deutsche Meisterin.

Sie schätzt den Zusammenhalt im Verein, in der Stadt. Sehr gut erinnert sie sich noch daran, als dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit bei ihr zum ersten Mal Gänsehaut hervorrief. „Martin Hollstein stand bei Olympia 2012 im Finale. Alle Schülerinnen und Schüler meines Sportgymnasiums saßen gemeinsam vor dem Fernseher und verfolgten das Rennen.“ Hollstein gewann Bronze im Zweier-Kajak über 1000 Meter und setzte so die lange Erfolgsserie der Neubrandenburger Talentschmiede fort. Wiebke Glamm kannte ihn natürlich vom Tollensesee.

Nach dem Abitur hat Wiebke Glamm eine Ausbildung bei der Bundespolizei begonnen. In der Sportfördergruppe trainiert sie bis zu 20 Stunden in der Woche. „In Hochbelastungswochen kann es mehr sein“, erzählt sie. Wenn sie im Einer-Kajak sitzt, ist die Aufregung vor dem Rennen größer, berichtet sie. „Je kleiner das Boot, desto mehr Verantwortung liegt bei einem selbst. Da ist man auf sich allein gestellt. Aber im Vierer ist es auch cool. Man ist viel schneller unterwegs.“ Aber das Team müsse harmonieren, „wenn man zerstritten ist, funktioniert das nicht“. Kraft, Technik, Koordination müssen in jedem Fall stimmen. Wiebke Glamms nächstes großes Ziel ist – natürlich – Olympia 2024 in Paris. Sie ist zuversichtlich und das ist einfach erklärt: „Ich lebe diesen Sport“, sagt Wiebke Glamm und lächelt.

Der über 10 Kilometer lange Tollensesee liegt direkt am Trainingsgelände des SC Neubrandenburg und bietet der Sportlerin perfekte Trainingsbedingungen. (Bild: Andreas Duerst)

Voller Einsatz: Wiebke beherrscht den Mix aus Technik und Krafteinsatz nahezu perfekt. Ihr nächstes Ziel: Olympia 2024.  (Bild: Andreas Duerst)

Blick auf den Tollensesee: Wiebke wuchs in der Umgebung des Sees auf und verbringt viel Zeit auf dem ruhigen Gewässer.  (Bild: Andreas Duerst)

www.mv-tut-gut.de Impressum Datenschutz Barrierefreiheit