Zukunft

Eine Insel für die Virenforschung

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Autorin: Juliane Fuchs, veröffentlicht am 17.05.2024

Das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems gilt als eine der sichersten Einrichtungen für die Virenforschung. Etwa 150 Forschende untersuchen hier hoch ansteckende Tierseuchen – abgeschottet vom Festland und doch weltweit vernetzt.

Menschen, gekleidet in gelben Schutzanzügen desinfizieren Lkw, Geräte und Textilien. Hohe Zäune riegeln das Gebiet ab. Wo die Afrikanische Schweinepest (ASP) ausbricht, bedeutet sie das Todesurteil für alle dort lebenden Schweine – infiziert oder nicht. 

Mit so einem Übungsszenario bereiten sich Behörden deutschlandweit für mögliche Ernstfälle vor. Es zeigt die Maßnahmen, die das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit auf der Insel Riems in Mecklenburg-Vorpommern bei einem realen ASP-Ausbruch empfiehlt. Wild- und Hausschweine haben bei Ansteckung mit dem ASP-Virus nur eine fünfprozentige Überlebenschance.

Einer der sichersten Forschungsstandorte weltweit

„In Mecklenburg-Vorpommern ist die ASP glücklicherweise eliminiert”, sagt Professorin Carola Sauter-Louis. Sie leitet seit 2023 das Institut für Epidemiologie (IfE) auf der Insel Riems. Eines von zwölf Instituten der Bundesforschungseinrichtung für Tiergesundheit. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) gilt als einer der sichersten Standorte für die Virenforschung. Ein Damm verbindet eine der weltweit ältesten Virusforschungsanstalten mit dem Festland.

Das FLI ist einer von vier Standorten weltweit, an denen Viren der Kategorie IV, etwa Ebola-Erreger, in Großtieren untersucht werden dürfen. Das gibt es sonst nur noch in Kanada, Australien und neuerdings in China.

Professorin Christa Kühn, FLI-Präsidentin

Professorin Christa Kühn in der historischen Bibliothek, die gerne für Filmaufnahmen genutzt wird.

Professorin Christa Kühn ist seit 1. Juli 2023 Präsidentin, die erste Frau in dieser Funktion. Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit ist dem Bundeslandwirtschaftsministerium als selbstständige Behörde unterstellt.

Das Alcatraz der Viren

Der Begründer der Virologie, Friedrich Loeffler (1852–1915), richtete im Jahr 1910 das Institut ein, das heute seinen Namen trägt. Auf der Insel Riems erforschte er die Maul- und Klauenseuche (MKS). Heute gehört das Friedrich-Loeffler-Institut zu den ältesten Einrichtungen ihrer Art weltweit. Im Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit werden lebensbedrohliche Erreger wissenschaftlich untersucht.

National und international vernetzt

„Wir betreiben Forschung und beraten die Politik. Was das FLI empfiehlt, fließt gegebenenfalls in die Rechtssetzung mit ein”, sagt die leitende Professorin. Dafür sammeln und analysieren Forschende unter anderem in mehr als 70 Referenzlaboren für Tierseuchen und -krankheiten nationale und internationale Daten. Sie kartieren wöchentlich Tierseuchen wie ASP.

Wir sind alles andere als eine Insel der Tierseuchen, sondern Teil eines weltweiten Forschungsnetzwerks.

Professorin Carola Sauter-Louis, Leiterin des FLI

Professorin Carola Sauter-Louis hat alles im Blick. Sie leitet das Institut für Epidemiologie.

Seit 2007 verbreitet sich die ASP über Russland nach Europa kommend. Das FLI arbeitet eng mit internationalen Forschenden, besonders in den baltischen Ländern, zusammen. Ein wissenschaftliches Team analysiert das Risiko und das Tempo der Verbreitung. 

„Wir arbeiten mit den Jagdverbänden zusammen. Viele Stränge laufen hier zusammen. Dafür haben wir beispielsweise eine App so ändern lassen, dass die Daten von tot gemeldeten Wildschweinen automatisch an das zuständige Veterinäramt übermittelt werden”, erklärt Professorin Carola Sauter-Louis.

Bundesweite Kompetenzen in MV vereint

MV versammelt Forschende im Bereich One Health, Landwirtschaft und Nutztiere. So konnte die Schweinepest (ASP) mittlerweile wieder aus MV verdrängt werden.

Die Forschungslandschaft und der besondere Spirit der Forschungseinrichtung bilden die FLI-Kraft der Insel, wie die Präsidentin sie nennt. 

„Wenn die Zugvögel aufsteigen, entsteht ein einzigartiger Reiz”, sagt Professorin Christa Kühn. Sie stammt aus der Nähe von Osnabrück, kehrte 1992 nach MV zu den Wurzeln ihrer Familie zurück und will hier bleiben. Genauso wie Professorin Carola Sauter-Louis. Die Epidemiologin zog 2014 in den Nordosten. Sie sagt: „Wenn ich über den Damm zum FLI fahre, denke ich jedes Mal: Hier bin ich richtig.”

Wir schützen Tiere vor Krankheiten und Menschen vor Übertragung sogenannter Zoonosen.

Professorin Christa Kühn, FLI-Präsidentin
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